das V-Weight wird zwischen die Flaschen gelegt und von der Backplate fixiert
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Da GUE-Taucher keine "normalen" Jackets benutzen, fällt die bleiintegrierte Variante aus. Bei Monogeräten kann man zu separaten Bleitaschen greifen, die auf den Bauchgurt aufgesteckt werden, oder es kann ein normaler Bleigurt benutzt werden. Meistens ist es aber angenehmer ein Blei zu benutzen, das direkt an der Backplate montiert wird (P-Weight) oder zwischen den Flaschen liegt (V-Weight, bei Doppelgeräten). Dies hat den Vorteil, dass es nicht stört, nahe am Schwerpunkt liegt und dass man es nicht verlieren kann.
Muss Blei abwerfbar sein?
Das kommt auf die Bedingungen an. Der Taucher muss jederzeit, auch bei einem Defekt des Wings oder des Trockis, in der Lage sein, aufzutauchen. Das kann man auf verschiedene Wege erreichen, manchmal kann dazu das Abwerfen des Bleis notwendig sein. Ebenso wichtig ist aber auch, dass man das Blei auf keinen Fall unbeabsichtigt verlieren kann (das habe ich bei bleiintegrierten Jackets schon mehrmals erlebt). Bei einer Dekoverpflichtung bestünde sonst durch einen zu frühen und/oder zu schnellen Aufstieg ein hohes Gesundheitsrisiko.
Und damit sind wir beim Balanced Rig: Wieviel Blei braucht man, wann muss es abwerfbar sein und wieviel Auftrieb braucht ein Wing?
Balanced Rig
Das Balanced Rig ist die richtig austarierte Ausrüstung des Tauchers. Die richtige Bleimenge und die richtige Größe des Wings sind hier die entscheidenden Kriterien. Zuerst müssen wir wissen, welche Ausrüstungsteile Auftrieb oder Abtrieb erzeugen.
4 kg V-Weight
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- Neoprenanzug
- Trocki mit Unterzieher
- Blei
- Flossen
- Automaten
- Backplate
- Lampe
- Neopren (in Abhängigkeit von der Tiefe)
- Flasche (z.B. D12 mit Luft oder Nitrox ca. 7 kg Unterschied zwischen voll und leer); im vollen Zustand haben sie normalerweise Abtrieb, Aluflaschen haben im leeren Zustand normalerweise Auftrieb
Die Bleimenge muss so bemessen sein, dass man sich mit (fast) leeren Flaschen im flachen Wasser noch austarieren kann. Gleichzeitig darf nicht zu viel Blei mitgenommen werden, damit man bei vollen Flaschen in großer Tiefe noch genug Auftrieb erzeugen kann, um auch bei defektem Wing oder Trocki aufsteigen zu können. Das bedeutet: zu viel ist schlecht und zu wenig ist auch schlecht, die Menge muss stimmen!
Dazu ein paar Beispiele. Die unten stehende Tabelle zeigt den ungefähren Auf- oder Abtrieb der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände. Natürlich können die angenommenen Werte individuell abweichen und sind nur ungefähre Werte. Copyright für die Tabelle hat Tom Karch, vielen Dank Tom!
_ | Auftrieb mit Trocki (nicht Neopren) |
Auftrieb mit Neopren- Nassanzug |
Auftrieb mit Neopren-Nassanzug, Alu BP und Aluflaschen |
Anzug | +8 kg | +6 kg an der Oberfläche (+2 in 30m Tiefe) |
+6 kg an der Oberfläche (+2 in 30m Tiefe) |
Backplate | -3 kg (Stahl BP) | -3 kg (Stahl BP) | -2 kg (Alu BP) |
Automaten | -2 kg | -2 kg | -2 kg |
Flaschen (leer) | -2 kg (D12 Stahl) | -2 kg (D12 Stahl) | +3 kg (D80cuft Alu) |
Lampe | -1 kg | -1 kg | -1 kg |
Blei | -2 kg | 0 kg | -6 kg |
Gesamt ohne Gas | -2 kg | -2 kg (-6 kg in 30m Tiefe) | -2 kg (-6 kg in 30m Tiefe) |
Gas | -7 kg | -7 kg | -7 kg |
Gesamt mit Gas | -9 kg | -9 kg (-13 kg in 30m Tiefe) | -9 kg (-13 kg in 30m Tiefe) |
Beispiel 1
Die Zahlen in der zweiten Spalte geben den Auftrieb eines Tauchers mit einer Ausrüstung an, wie sie in deutschen Seen häufig verwendet wird. Er taucht mit Trocki (Membran, kein Neopren), verwendet eine Edelstahlbackplate, eine Tanklampe, zwei komplette Lungenautomaten und ein Doppel 12 Liter Flaschenpaket. Eine Bleimenge von 2 kg wird als ausreichend angenommen.
ein 2kg P-Weight
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Beim Abtauchen (mit vollen Flaschen) hat der Taucher somit einen Abtrieb von ca. 9 kg. Diese 9 kg müssen durch den Auftrieb des Wings ausgeglichen werden, damit der Taucher austariert ist. Bei leeren Flaschen hätte der Taucher einen Abtrieb von nur 2 kg mit dem Wing auszugleichen, da 7 kg Gewicht des Gases in den Flaschen fehlten.
Sollte der Trocki zu Beginnn des Tauchgangs (mit vollen Flaschen) komplett volllaufen (was extrem unwahrscheinlich wäre), so müsste das Wing die 8 kg Auftrieb des Trockis mit übernehmen, insgesamt dann also ca. 17 kg. Das ist mit einem 40 lbs Wing problemlos möglich. Wozu braucht man also riesige Wings mit mehr als 30 oder 40 l Auftrieb? Man braucht sie nicht!
Bei Ausfall des Wings zu Beginn des Tauchgangs müssten 9 kg Abtrieb ausgeglichen werden, um austariert zu sein und auftauchen zu können. Ca. 5 kg zusätzlichen Auftrieb kann man mit dem Trocki erzeugen, weitere ca. 5 kg kann man durch Flossenschlag für einige Zeit erreichen, kurzzeitig auch etwas mehr. Das reicht aus, um den Taucher wieder an die Oberfläche zu bringen. Durch tieferes Einatmen könnte man zudem auch noch ca. 2 kg Auftrieb hinzufügen. Ist man überbleit, dann sieht die Situation natürlich deutlich schlechter aus.
Träte der Defekt am Wing oder am Trocki erst zum Ende des Tauchgangs auf, so wäre ein großer Teil des Gases bereits abgeatmet. Das auszugleichende Gewicht wäre geringer, da ein Teil des Gasgewichtes fehlte. Die Situation wäre dann also noch günstiger.
Beispiel 2
das P-Weight wird in die Falz der Backplate gelegt und dort mit Flügelmuttern fixiert
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Auch hier hat der Taucher mit vollen Flaschen beim Abtauchen 9 kg Abtrieb, die durch das Wing ausgeglichen werden müssen. Während des Abtauchens verliert der Neoprenanzug aber einen großen Teil seines Auftriebs, so dass in 30m Tiefe von den 6 kg nur noch ca. 2 kg übrig bleiben. Insgesamt hat der Taucher also in 30m Tiefe einen Abtrieb von ca. 13 kg. Sollte ihm jetzt das Wing ausfallen, müssten diese 13 kg kompensiert werden, damit er auftauchen kann. Das ist ein Problem, denn zusätzliche Auftriebsmöglichkeiten stehen ausser den Flossen (ca. 5 kg Auftrieb) und eventuell der Lunge (ca. 2 kg Auftrieb) nicht zur Verfügung. Jetzt müsste er Blei abwerfen können, um den Abtrieb zu verringern. Kann er aber nicht, denn er hat keins dabei!
Besser wäre es, wenn der Taucher eine Aluminium Backplate und Aluminium Flaschen benutzen würde. Dadurch könnte er ca. 6 kg Gewicht einsparen, die er dann durch 6 kg abwerfbares Blei ersetzen könnte (siehe die letzte Spalte in der Tabelle). In 30m Tiefe mit vollen Flaschen hätte er zwar immer noch einen Abtrieb von ca. 13 kg, aber er könnte das Blei abwerfen. Nur noch ca. 7 kg Auftrieb müsste er dann durch die Flossen erzeugen. An der Oberfläche angekommen hätte der Anzug wieder den vollen Auftrieb, so dass hier nur noch 3 kg zu erstrampeln wären. Das wäre machbar.