(GUE Cave 1 und Tech 1)
Im GUE Fundamentals Kurs wird der Valve-Drill geübt, der einen festen Ablauf beim Schließen und Öffnen der Ventile vorgibt. In GUE Tech- und Cave Kursen werden diese Fertigkeiten weiter ausgebaut und mit Fehlersimulationen (Szenarios) sehr praxisnah geübt.
Fehlerquellen an Ventilen und Brücke
Um auf Fehler richtig reagieren zu können, muss man zuerst wissen, wie das Ventilsystem mit Brücke aufgebaut ist. Wie auf dem Bild unten zu erkennen ist, wird beim Schließen des linken oder rechten Ventils der Ausgang zum Automaten verschlossen. Die Verbindung zwischen den beiden Flaschen über die Brücke ist davon nicht betroffen und somit trotzdem offen. Um das Überströmen von einer in die andere Flasche zu verhindern, muss die Brücke geschlossen werden.
Ventile und radial dichtende, absperrbare Brücke eines Doppelgerätes. Die Dichtungen (O-Ringe) sind rot, der Hochdruckbereich ist blau dargestellt.
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Fehler am Ventilsystem entstehen fast immer durch die Dichtungen (O-Ringe). Die meisten O-Ringe sitzen an beweglichen Teilen und sind dadurch sehr hohen Belastungen ausgesetzt. Trotzdem ist das Ventilsystem recht widerstandsfähig und robust, Fehler entstehen hier hauptsächlich durch schlechte Wartung.
Je nachdem, wo eine Undichtigkeit auftritt, kann der Gasverlust durch das Schließen eines Ventils gestoppt werden oder nicht. Hier einige Beispiele:
- defekter linker oder rechter Ventil O-Ring: Schließen stoppt den Gasverlust
- defekter Ventil O-Ring der Brücke: Schließen stoppt konstruktionsbedingt nur den Gasverlust einer (meistens der rechten) Flasche; es wird weiter blubbern, und die andere Flasche wird irgendwann leer sein
- defekter Brücken O-Ring: durch Schließen des Brückenventils kann der Gasverlust der nicht betroffenen Seite gestoppt werden
- defekter Flaschen O-Ring: durch Schließen des Brückenventils kann der Gasverlust der nicht betroffenen Flasche gestoppt werden
Tritt am Ventilsystem eine Undichtigkeit auf, ist das Problem unter Wasser normalerweise nicht zu lösen, und der Tauchgang muss abgebrochen werden. Auch der Gasverlust kann in einigen Fällen nicht ganz gestoppt werden.
Fehlerquellen an Automaten und Schläuchen
Defekte an Automaten können verschiedene Ursachen haben. Einige Defekte können unter Wasser behoben werden, andere nicht.
Hier ein paar mögliche Defekte, die unter Wasser zu beheben sind:- lockere Erste Stufe: Ventil schließen, Automaten entlüften, Erste Stufe festdrehen, Ventil wieder öffnen
- lockere Schläuche: Ventil schließen, Automaten entlüften, Schlauch festdrehen, Ventil wieder öffnen
- Vereisung: Ventil schließen, Automat auftauen lassen, Ventil wieder öffnen
- geplatzte Schläuche
- geplatzte O-Ringe
- andere mechanische Schäden
Defekt feststellen
Bevor man ein Ventil schließen kann, muss ersteinmal festgestellt werden, wo das Problem liegt. Bei einem abblasenden Automaten ist das sehr einfach, bei einem defekten Ventil oder einer Brücke nicht. Meist kann man hören, ob Blasen links oder rechts aufsteigen und den Fehler dadurch eingrenzen.
rechtes Ventil schließen
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Nach dem Schließen eines Ventils werden die Blasen aber nicht sofort verschwinden, da ja noch Druck auf den Schläuchen ist. Um die Diagnose zu beschleunigen, wird nach dem Schließen der entsprechende Automat (wie im Valve-Drill) mit der Luftdusche oder durch leeratmen drucklos gemacht. Wenn die Blasen dann verschwunden sind, hat man das richtige Ventil geschlossen. Wenn nicht, dann wird die Brücke geschlossen. Da der Tauchpartner beim Schließen eines Ventils mit dem Attention-Signal benachrichtigt wird, kann er das Problem schnell analysieren und entsprechend helfen. Er wird die selbst erstellte Diagnose bestätigen oder korrigieren, da er die defekte Stelle sieht.
Und was macht man nun in der Praxis, wenn es irgendwo in der Gasversorgung anfängt zu blubbern oder zu sprudeln? Dafür gibt es bei GUE das Ventilfehlerprotokoll.
Valve Failure Protocol
Das folgende Protokoll wird bei allen Ventil- und Automatenundichtigkeiten durchlaufen. Je nach Problem führt es zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Der "blubbernde" Tauchpartner hat Folgendes zu erledigen:
- Fehlerquelle identifizieren (links, rechts oder mitte?)
- entsprechende(s) Ventil(e) schließen, dabei dem Partner signalisieren
- Tauchpartner um Hilfe bitten
- zum Schluss mit Flow Check den Status der Ventile prüfen
Der helfende Tauchpartner macht Folgendes:
- prüfen, aus welchem Automaten (Ventil) der Partner atmet
- Status der Ventile prüfen (welches ist auf, welches zu?)
- Problem beheben (wenn möglich), dabei sicherstellen, dass der Tauchpartner auf einem funktionierenden Automaten ist und bleibt
- Problem bzw. Ergebnis dem gesamten Team kommunizieren
Gemeinsam wird dann entschieden, ob der Tauchgang abgebrochen oder fortgesetzt wird. In der Praxis sieht das dann so aus, wie in den folgenden Beispielen.
Beispiel 1: Behebbarer Fehler
- es blubbert bei Taucher A hinten rechts => rechtes Ventil zudrehen und gleichzeitig den Tauchpartnern das Attention-Signal geben
- Automaten leeratmen
- auf Backup-Regler wechseln
- primäre Zweite Stufe am rechten D-Ring weghängen
- das Blubbern hat aufgehört, Gasverlust ist gestoppt
- er bittet Taucher B um Hilfe (Du - sehen - nach hinten zeigen)
Der helfende Taucher B wird bei Taucher A jetzt:
- prüfen, aus welchem Regler bzw. Ventil er atmet
- prüfen, welche Ventile geöffnet und welche geschlossen sind (rechts=zu, Brücke=auf, links=auf)
- das rechte Ventil vorsichtig aufdrehen => er sieht Blasen aus dem Ventil kommen
- das rechte Ventil wieder schließen
- den Automaten mit der Luftdusche entlüften
- die Erste Stufe richtig festschrauben
- das Ventil wieder vollständig aufdrehen => keine Blasen mehr
- dem Buddy die Zweite Stufe zeigen und kurz auf die Luftdusche drücken, um zu zeigen, dass sie funktioniert
- auf die Zweite Stufe zeigen und ein OK-Zeichen geben, um zu zeigen, dass sie funktioniert
Taucher A wird dann:
- wieder auf den primären Atemregler wechseln
Taucher B wird jetzt noch allen Teammitgliedern den Status mitteilen. Er:
- klopft auf die rechte Schulter von Taucher A und gibt das OK-Zeichen => Primärer Automat (rechte Seite) ist in Ordnung
- klopft auf die linke Schulter von Taucher A und gibt das OK-Zeichen => Backupautomat (linke Seite) ist in Ordnung
Jetzt wird Taucher A noch:
- den Status aller Ventile prüfen (sie sollten alle geöffnet sein)
Nach Prüfung des Gasvorrates wird entschieden, ob weitergetaucht oder abgebrochen wird.
Beispiel 2: Nicht behebbarer Fehler
- es blubbert bei Taucher A, er vermutet rechts => rechtes Ventil zudrehen und gleichzeitig den Tauchpartnern das Attention-Signal geben
- Automaten leeratmen
- auf Backup-Regler wechseln
- primäre Zweite Stufe am rechten D-Ring weghängen
- es blubbert immer noch
- Brücke zudrehen und gleichzeitig den Tauchpartnern das Attention-Signal geben
- es blubbert immer noch
- er bittet Taucher B um Hilfe (Du - sehen - nach hinten zeigen)
Der helfende Taucher B wird jetzt:
- prüfen, aus welchem Regler bzw. Ventil Taucher A atmet
- prüfen, welche Ventile geöffnet und welche geschlossen sind (rechts=zu, Brücke=zu, links=auf)
- er sieht Blasen aus dem linken Flaschen O-Ring kommen
- das rechte Ventil wieder öffnen
- dem Buddy die Zweite Stufe zeigen und kurz auf die Luftdusche drücken, um zu zeigen, dass sie funktioniert
- auf die Zweite Stufe zeigen und ein OK-Zeichen und das Wechseln-Zeichen geben, um zu zeigen, dass er die Automaten wechseln soll
Taucher A wird dann:
- wieder auf den primären Atemregler wechseln
Taucher B wird jetzt allen Teammitgliedern den Status mitteilen. Er:
- klopft auf die rechte Schulter von Taucher A und gibt das OK-Zeichen => Primärer Automat (rechte Seite) ist in Ordnung
- klopft auf die linke Schulter von Taucher A und gibt das Kaputt-Zeichen => linke Seite ist defekt
Bei Taucher A blubbert es immer noch, daraus ist zu schließen, dass die Brücke geschlossen ist. Seine linke Flasche wird wahrscheinlich bald leer sein, die rechte Flasche verliert kein Gas. Jetzt wird er noch:
- den Status aller Ventile prüfen (rechts sollte auf und die Brücke zu sein)
Der Tauchgang wir abgebrochen. Wenn die linke Flasche leer ist (oder er das Ventil schließt), wird Taucher A für den Rest des Tauchgangs keinen Backupautomaten, kein Finimeter und eventuell keinen Trockiinflator mehr haben. Das muss jedem Teammitglied bewusst sein. In einer Höhle wird Taucher A in einem Zweierteam nun vorne, in einem Dreierteam in der Mitte positioniert.
Worauf noch zu achten ist
Natürlich gibt es noch weitere mögliche Fehlerszenarien. Alle können aber nach den hier gezeigten Protokollen abgearbeitet werden. Oberstes Ziel ist immer die Sicherstellung der Gasversorgung und das Minimieren des Gasverlustes. Noch ein paar wichtigen Punkte, die es zu beachten gibt:
- bevor an den Ventilen des Tauchpartners gedreht wird, muss immer erst geprüft werden, aus welchem er atmet
- nie an Automaten oder Schläuchen herumschrauben, die noch unter Druck stehen. Das kann den O-Ring zerstören
- bei Ventil- und Automatenproblemen immer genug Zeit zum Überlegen nehmen. Falsche Reaktionen könnten zu einer OOG-Situation führen
Haftungsausschluss
Die hier gemachten Beschreibungen und Erklärungen ersetzen kein Training durch einen qualifizierten Tauchlehrer. Sie sind für mich als Gedankenstütze und für von GUE ausgebildete Taucher als Nachschlagewerk zu verstehen. Ich lehne jede Haftung für die Richtigkeit ab!