Das GUE-System besteht nicht nur aus einer standardisierten Ausrüstung, sondern beinhaltet unter anderem auch standardisierte Abläufe und Verfahren. Diese Verfahren vereinfachen das Tauchen unter Gleichgesinnten ungemein, bringen mehr Sicherheit und nicht zuletzt auch mehr Spaß beim Tauchen. Einige Abläufe sind Notverfahren oder behandeln Zwischenfälle (z. B. der S-Drill), andere werden bei normalen Tauchgängen ständig angewendet (z. B. bei der Kommunikation oder beim Stagewechsel). 

 Das setzen einer Boje muss geübt werde

Die in GUE Kursen gelernten Fähigkeiten werden englisch "Skills" genannt und in Übungen (Szenarien) einstudiert.

Viele Dinge in diesen Szenarien werden nach bestimmten Protokollen (festen, aufeinander folgenden Punkten) abgearbeitet, die der Taucher anwenden kann, um ein Problem zu lösen. Bei der GUE Ausbildung in GUE Kursen wird besonderer Wert darauf gelegt zu verstehen, warum bestimmte Verfahren oder Protokolle gerade so sind, wie sie sind, und welche Auswirkungen sie haben. Das Ziel ist ein denkender Taucher, der stets weiß, was gerade passiert und wie der Status des Teams gerade ist. Die Übungen werden so lange erklärt und geübt, bis die Skills in Fleisch und Blut übergegangen sind. Sollte der Notfall eintreten, so weiß jeder genau was zu tun ist und wie der Tauchpartner vorgehen wird, um das Problem zu analysieren und/oder zu beheben.

Auf den folgenden Seiten gehe ich auf einige Skills ein, die in den verschiedenen GUE Kursen erlernt werden.

Die hier gemachten Beschreibungen und Erklärungen ersetzen kein Training durch einen qualifizierten Tauchlehrer. Sie sind für mich als Gedankenstütze und für von GUE ausgebildete Taucher als Nachschlagewerk zu verstehen. Ich lehne jede Haftung für die Richtigkeit ab! 

Grundlagen: Skills aus dem GUE Fundamentals Kurs

Fortgeschritten: Skills aus GUE Tech und Cave Kursen

(GUE Fundamentals)

Warum verlieren sich Tauchpartner unter Wasser? Warum kommt es immer wieder vor, dass Taucher "keine Luft" mehr haben und deshalb panikartige Aufstiege machen? Die Gründe sind mit Sicherheit sehr vielfältig, viele solcher Situationen könnten jedoch bei besserem Situationsbewusstsein vermieden werden. Außerdem führt es zu entspannteren Tauchgängen und damit zu mehr Spaß. Scootertauchen ann einem Wrack

Situational Awareness bedeutet, in der Lage zu sein, Dinge oder Situationen zu erkennen, zu verstehen, Schlüsse daraus zu ziehen und entsprechend zu handeln. Natürlich sind das alles keine messbaren Fähigkeiten. Gutes Situationsbewusstsein ist unter Wasser nur dann zu erreichen, wenn das Tauchen selber (Tarierung, Trim, Bedienen der Ausrüstung usw.) so in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass es "automatisch" abläuft, ohne darüber nachzudenken.

Als Grundlage für all das muss man aufmerksam sein und seine Umgebung beobachten. Man sollte die Wahrnehmung besonders konzentrieren auf:

  • sich selbst: Wohlbefinden, Kälte, Stress, Anstrengung, Atmung, Tiefenrausch usw.
  • die Ausrüstung und die Tauchgangsdaten: Wie sind Tiefe, Zeit, Kurs, der Druck in den Flaschen? Funktioniert alles? Sind alle Ausrüstungsteile da, wo sie hingehören? Höre ich seltsame Geräusche?
  • die Umgebung: Wassertemperatur, Sprungschichten, Sicht, Tiefe, Strömung, Gefahren (Schiffsverkehr, Reusen, Netze, gefährliche Tiere usw.), Navigationsmerkmale, Leine, Bodenbeschaffenheit, Engstellen usw.
  • die Tauchpartner: Wo sind sie? Geht es ihnen gut oder haben sie Probleme? Gibt es Undichtigkeiten an ihrer Ausrüstung? Ist die Schwimmgeschwindigkeit für sie ok? usw.

Nachdem ich meine Wahrnehmungen verstanden habe, muss ich entscheiden, was daraus folgen soll. Wenn ich z. B. die Grundzeit bei einem tiefen Tauchgang spontan verlängern möchte, muß ich unter anderem auf folgende Fragen eine Antwort finden: Vermessung eines Bergwerksstollens

  • Wieviel zusätzliche Dekozeit entsteht dadurch?
  • Wie sind dann die Dekozeiten und -stufen?
  • Habe ich genug Gas für die zusätzliche Tauchzeit, auch bei Zwischenfällen?
  • Kann ich durch die längere Tauchzeit Probleme bekommen (Kälte, Anstrengung, Gezeiten, Bootscrew, Tauchpartner, Termine)?
  • Sind meine Tauchpartner mit der Entscheidung einverstanden?

Eigentlich sollte ein gewisses Maß an Situationsbewusstsein selbstverständlich sein und bei jedem Taucher vorausgesetzt werden können. Die Praxis zeigt jedoch, dass es bei vielen Tauchern leider nicht gut ausgeprägt ist. Oft liegt es daran, dass sie zu sehr mit sich selbst und ihrem Tauchen beschäftigt sind und sie einfach keine Kapazitäten mehr frei haben. Dadurch werden häufig Situationen falsch eingeschätzt und Probleme zu spät oder gar nicht erkannt. Manchmal sind auch Naivität (es wird schon nichts passieren...), Gedankenlosigkeit, Unwissenheit oder Erfahrungsmangel die Auslöser von Komplikationen. Viel Übung, mal etwas Gedanken machen und vor allem ein gesunder Menschenverstand können das Situationsbewusstsein stark verbessern. Und natürlich ein GUE Fundamentals Kurs. Denn den wir man ohne gute Awareness nicht bestehen.

(GUE Fundamentals)

Man sollte beim Tauchen immer mindestens so viel Gas mitnehmen, dass man am ungünstigsten (tiefsten, am weitesten entfernten) Punkt noch genug Gas hat, um sich und den Tauchpartner wieder an die Wasseroberfläche zu bringen. Was bedeutet das? Man lernt doch immer, mit 50 bar aus dem Wasser zu kommen. Reicht das nicht? Und woher weiß ich, wieviel Gas ich tatsächlich brauche?

Kompressor zum Befüllen von Tauchflaschen
Kompressor zum Befüllen von Tauchflaschen

Es gibt verschiedene Methoden, den Gasvorrat zu planen. Bei Höhlentauchgängen wird zum Beispiel oft die Drittelregel angewendet. Dabei wird ein Drittel des Gasvorrats für den Hinweg, ein Drittel für den Rückweg und das letzte Drittel als Reserve (oder für den Tauchpartner) genutzt. Diese Vorgehensweise berücksichtigt aber nicht einen durch Stress oder andere Bedingungen (z. B. Strömung oder Deko) erhöhten Gasbedarf auf dem Rückweg und ist deshalb nicht immer eine gute Wahl. Deshalb wird manchmal auch eine Viertel-, Fünftel- oder Sechstelregel angewendet.

Wie geht es besser und genauer? In einem guten Tauchkurs lernt man, den Gasverbrauch anhand des persönlichen Atemminutenvolumens (AMV) zu berechnen. Ich setze diese Kenntnisse hier voraus und möchte deshalb nicht weiter darauf eingehen. In diesem Kapitel möchte ich dazu anregen, die 50 bar Regel einmal zu überdenken und den Begriff "Minimum Gas" erklären.

Mit dem Begriff "Minimum Gas" (füher "Rock-Bottom" genannt) bezeichen GUE-Taucher die Gasmenge, bei der ein Tauchgang spätestens beendet werden muss. Es muss sofort und ohne Umwege aufgetaucht werden. Auch in dem Fall, dass ein Tauchpartner plötzlich gar kein Gas mehr hat (was der schlimmste Fall wäre, der worst case), muss sichergestellt sein, dass er von seinem Tauchpartner bis zur Wasseroberfläche oder bis zur nächsten Dekoflasche mit Gas versorgt werden kann. Und das auch am tiefsten oder entferntesten Punkt des Tauchgangs. Außerdem wird davon ausgegangen, dass weder der Spender noch der Empfänger in einer Ohne-Luft-Situation so ruhig atmen wie normal. Es wird deshalb von einem erhöhten Gasverbrauch (AMV) im Notfall ausgegangen. Spätestens, wenn der erste Taucher das Minimum Gas erreicht hat, wird umgekehrt.

Beispiel

Ein Team aus zwei Tauchern unternimmt einen Nullzeittauchgang auf 30m Tiefe. Sie haben ein AMV von 20 l/min. Für eine Out-Of-Gas Situation wird wegen des Stresses mit einem um 50% erhöhten AMV gerechnet, also mit 30 l/min. Was ist das Minimum Gas?

In 30m Tiefe fallen kurz vor dem Ende der Nullzeit einem Taucher plötzlich beide Atemregler aus. Er nimmt sich den primären Atemregler seines Tauchpartners und atmet daraus. Der Spender atmet derweil aus seinem Backup-Automaten, beide atmen also aus der selben Flasche. Bis sich die Situation beruhigt hat und beide aufstiegsbereit sind, vergeht mindestens eine Minute. Danach beginnt der Aufstieg. Die Aufstiegsgeschwindigkeit wird mit 10 m/min. angenommen. Es soll ein Deep-Stop von 1 min. auf halber Tiefe gemacht werden und danach alle 3m ein Stopp von 1 min. Die kurzen Stopps dienen hauptsächlich zum Verlangsamen der Aufstiegsgeschwindigkeit und enthalten bereits die Zeit für den Aufstieg zu diesem Stopp. Von der halben Tiefe bis zur Oberfläche wird also jede Minute um 3m aufgestiegen. Bis zur Oberfläche werden somit folgende Zeiten benötigt:

1 Minute zum Sortieren und Beruhigen auf 30m
2 Minuten Aufstieg auf 15m
1 Minute Tiefenstopp auf 15m
1 Minute auf 12m (inklusive Aufstieg)
1 Minute auf   9m (inklusive Aufstieg)
1 Minute auf   6m (inklusive Aufstieg)
1 Minute auf   3m (inklusive Aufstieg)
8 Minuten Gesamtzeit

Zur Verbrauchsberechnung wird der Einfachheit halber eine Durchschnittstiefe von 15m angenommen, das entspricht einem Druck von 2,5 bar.

2,5 bar x 30 l/min. = 75 barl/min. pro Person

75 barl/min. x 8 min. = 600 barl pro Person für den gesamten Aufstieg

600 barl mal 2 Taucher = 1200 barl für den Aufstieg von 2 Personen

1200barl / 24 l = 50 bar = Minimum Gas bei D12 Flasche

1200barl / 14 l = 86 bar = Minimum Gas bei D7 Flasche

1200barl / 12 l = 100 bar = Minimum Gas bei 12 l Flasche

Im Notfall werden zum Aufstieg mit einer 12 l Flasche also 100 bar benötigt (= Minimum Gas). Im Umkehrschluß bedeutet das, dass im Normalfall spätestens bei Erreichen von Minimum Gas mit dem Aufstieg begonnen werden muss, um genug Reserven für den Notfall zu haben. Das Minimum Gas ist (bei einem Nullzeittauchgang) also nicht von der Länge des Tauchgangs abhängig, sondern von der Tiefe und dem AMV des Teams.

Sollte am tiefsten oder entferntesten Punkt die halbe Gasmenge verloren gehen (z.B. wenn eine Flasche des Doppelgerätes komplett abströmt, siehe auch Ventilmanagement), so ist nach dieser Berechnung immer noch genug Gas da, um einen Taucher sicher zurückzubringen, da Minimum Gas ja für zwei Taucher berechnet wird.

Wichtig zu erkennen ist in diesem Beispiel, dass, gerade bei kleineren Flaschen (z. B. 12 l), bei einem Tauchgang wie diesem eine Gasberechnung im klassischen Sinne mit 50 bar Reserve nicht immer ausreichend ist.

(GUE Fundamentals)

Alles Klar? Abtauchen! So oder so ähnlich sieht bei vielen Tauchern der Check vor dem Tauchgang aus. Natürlich hat man es irgendwann mal anders gelernt, aber schnell für überflüssig befunden oder vergessen. Dabei könnten durch einen guten Check vor dem Tauchgang viele "Pannen", vom Abtauchen mit geschlossenem Ventil bis zum Springen ins Wasser ohne Flossen oder Blei, vermieden werden. Viele Organisationen geben Eselsbrücken mit, damit man sich die wichtigsten Punkte besser merken kann (z. B. Taucher brauchen viel saubere Luft).

Natürlich wird auch beim Tauchen nach GUE-Standard eine Tauchgangsplanung gemacht, die verschiedene Checks beinhaltet. Und auch hier gibt es Eselsbrücken. Früher wurde SADDDDD benutzt, da man aber schnell mal eins der fünf "D" vergisst, wird nun statt dessen GUE EDGE gelehrt. Leider sind die Schlagworte, die sich hinter den Buchstaben verbergen, für nicht Englischsprachige nur schwer verständlich. Ich werde sie deshalb hier erklären.

Die meisten Teile dieses Checks können (und sollten) bereits vor dem Sprung ins Wasser erledigt werden. Nur Teile des Ausrüstungschecks (E - Equipment) müssen im Wasser gemacht werden.

die Pre-Dive-Sequence geht man meistens an der Wasseroberfläche durch
die Pre-Dive-Sequence geht man meistens an der Wasseroberfläche durch
GUE EDGE
  • G - Goals: Ziele des Tauchgangs. Was wollen wir machen, was ist der Plan (z.B. fotografieren, ein Ziel antauchen, üben, Spaß haben...)?
  • U - Unified Team: Wer im Team hat welche Aufgabe (z.B. Boje schießen, durch die Deko führen, Leine legen...), in welcher Reihenfolge oder Position tauchen wir?
  • E - Equipment: Die Ausrüstung. Hier wird sie komplett auf Funktion und Vollständigkeit überprüft (Pre-Dive-Sequence, siehe unten, wird meistens im Wasser gemacht).
  • E - Exposure: Puhh, das ist schwer sinnvoll zu übersetzen. Wie setze ich mich der Umgebung aus, also was ist die geplante und die maximale Tiefe sowie die geplante und die maximale Tauchgangsdauer.
  • D - Deco: Dekompression. Sie ergibt sich hauptsächlich aus Durchschnittstiefe, Zeit und den verwendeten Gasen. Wie machen wir die Deko (Stufen, Zeit, Gaswechsel)?
  • G - Gas: Welche Gase benutzen wir (MOD, END), alle Gase analysiert? Wie ist der Druck in den Flaschen? Wieviel Gas brauchen wir, wie ist das Minimum Gas und der Umkehrdruck?
  • E - Environment: Die Umgebung. Besonderheiten, auf was muss man achten: Gezeiten, Stömung, Wrack, Höhle, Boot, Schiffsverkehr...

Der Ausrüstungscheck (E - Equipment) wird Pre-Dive-Sequence genannt. Er kann im Wasser oder, sollte das nicht möglich sein (z. B. beim Tauchen vom Zodiac oder bei Strömung), zum größten Teil schon an Land bzw. auf dem Boot gemacht werden. Nur das Testen der Lungenautomaten sowie der Bubble-Check werden dann erst kurz nach dem Abtauchen gemacht.

Derjenige, der den Tauchgang führen wird, leitet auch den Check. Er überprüft alles (so dass es jeder hören kann) an seiner eigenen Ausrüstung und die anderen überprüfen ihre Ausrüstung. Sollte etwas vergessen werden, meldet man sich. Da GUE-Taucher alle die gleiche Ausrüstung verwenden, muss sich niemand mit der seines Buddys vertraut machen. Es gibt deshalb keinen Buddy-Check, sondern jeder prüft seine eigene Ausrüstung. Am besten geht man dabei nach irgendeiner Logik vor. Die meisten GUE-Taucher überprüfen zuerst die Luftversorgung und gehen dann den Rest von Kopf bis Fuß durch.

  1. Flow-check: alle Ventile prüfen, ob sie geöffnet (Rückengerät, Argon, Stages die sofort benutzt werden sollen) oder geschlossen (Stages die gerade nicht benutzt werden) sind
  2. Bubble-Check (gegenseitig); gibt es irgendwo an der Ausrüstung meines Partners Undichtigkeiten?
  3. Wing-Inflator Ein-/Auslass testen, Schnellablass testen
  4. Trocki-Inflator und Auslass prüfen
  5. Finimeter prüfen, Druck in den Flaschen prüfen
  6. Hauptlampe prüfen; bei Nacht-, Höhlen- oder Wracktauchgängen bleibt sie ab jetzt eingeschaltet
  7. beide Backuplampen prüfen (kann auch schon beim Zusammenbauen erledigt werden)
  8. Messer prüfen
  9. Blei prüfen
  10. Tascheninhalt prüfen und den Tauchpartnern mitteilen (Boje, Ersatzmaske, Wetnotes... alles dabei?)
  11. Pinkelventil prüfen (angeschlossen? Ventil geöffnet?)
  12. Flossen prüfen
  13. Kompass prüfen
  14. Computer oder Bottomtimer prüfen
  15. Zum Schluss noch ein Modified S-Drill:
    Primären Atemrelger ein paar Atemzüge unter Wasser atmen; zieht er Wasser?
  16. Mit der rechten Hand die Zweite Stufe am Schlauch aus dem Mund nehmen und mit der Linken auf den Backupregler wechseln
  17. Backupregler kurz im Wasser testen (atmen); zieht er Wasser?
  18. Backupregler wieder aus dem Mund nehmen
  19. Den langen Schlauch vollständig freilegen, über die rechte Schulter ziehen und den Tauchpartnern zeigen; liegt er frei?
  20. Langen Schlauch wieder verstauen

Sollte der lange Schlauch blockiert sein, so stünde im Notfall nicht die volle Schlauchlänge zur Verfügung. Deshalb prüft man das vor dem Tauchgang mit diesem Drill. Er sollte immer am Ende des Equipmentchecks gemacht werden, damit nicht aus Versehen nachher durch den Check selber noch der Schlauch blockiert wird (z.B. mit einer Backuplampe oder dem vergessenen Trockischlauch).

Bei eingespielten Teams dauert diese Prozedur keine zwei Minuten. Bei einfachen Tauchgängen kann man eventuell auch noch einiges weglassen, dann geht es noch schneller. Anschließend wird im Team abgetaucht und unter Wasser das OK-Zeichen abgefragt.

(GUE Fundamentals)

Von Tarierung hat jeder Taucher schon gehört (hoffentlich!), aber Trim, was ist das? Viele Taucher (besonders Anfänger) haben eine sehr aufrechte Lage beim Tauchen. Der Kopf ist oben, die Füße mit den Flossen ganz unten. Diese seepferdchenartige Wasserlage hat viele Nachteile. Der GUE-Taucher strebt eine absolut waagerechte Lage unter Wasser an, um diese Nachteile zu vermeiden. Auch wenn diese ideale, waagerechte Lage nicht ganz erreicht wird, so erreichen gute Taucher doch eine Abweichung von weniger als 20°). Diese Wasserlage (waagerecht oder Seepferdchen) wird Trim genannt.

bei gutem Trim sollte die Wasserlage so horizontal wie möglich und die Flossen der höchste Punkt sein
bei gutem Trim sollte die Wasserlage so horizontal wie möglich und die Flossen der höchste Punkt sein

Guter Trim wird durch gute Konfiguration der Ausrüstung und gute Schwimmtechnik erreicht. Optimal ist es, wenn der Oberkörper mit den Oberschenkeln eine waagerechte Linie bildet. Die Arme sind nach vorne gestreckt und die Unterschenkel zeigen nach oben. Die Füße mit den Flossen sind also der höchste Punkt des Tauchers und damit weit vom Boden entfernt. Das sieht dann so aus wie in dem unten gezeigten Video.

Ein guter Trim mit waagerechter Lage im Wasser hat mehrere Vorteile, von denen einige hier aufgelistet sind:

  • es ist umweltschonender, man wirbelt weniger auf da Verwirbelungen nicht so stark nach unten gehen, sondern mehr nach hinten
  • der Flossenschlag ist effektiver, da er nach hinten gerichtet ist und nicht schräg nach hinten/unten
  • die Schwimmlage ist stromlinienförmig, dadurch entsteht weniger Wasserwiderstand beim Schwimmen
  • man kann sehr dicht über den Grund tauchen, ohne etwas aufzuwirbeln (mit der richtigen Flossentechnik)
  • die Dekompression ist besser, da kein Druckgefälle zwischen Kopf und Füßen besteht
  • man kommt besser an seine Ventile, da das Gerät nicht nach unten rutscht
  • die Geschwindigkeit beim Abtauchen ist wegen des höherern Wasserwiderstands beim "Fallenlassen" langsamer; dadurch sind die negativen Auswirkungen des geatmeten Gases (z.B. der Tiefenrausch oder HPNS bei Heliumgemischen) geringer
  • man sieht beim Abtauchen eher und besser was unter einem ist
  • es macht Spaß, taucht sich besser, spart dadurch Luft und sieht einfach super aus (rein subjektiv ;-)
Ein "Bremsmanöver" mit Backkick um auf der Stelle zu bleiben. Natürlich bei gutem Trim!

Wie erreicht man einen guten Trim?

Die Abtriebskräfte (durch Blei, BP und Flaschen), die auf den Taucher unter Wasser wirken, liegen ungefähr im Bereich des Bauches. Die Auftriebskräfte, erzeugt durch Anzug und Jacket oder Wing, greifen an einem anderen Punkt an. Bei guter Ausrüstungskonfiguration liegen diese beiden Punkte möglichst dicht zusammen, damit keine Hebelwirkung entsteht, die den Taucher aus der waagerechten drehen kann. Gemeinsam bilden sie den Schwerpunkt des Tauchers, um den er nach vorne (Kopf runter, Füße hoch) oder nach hinten (Kopf hoch, Füße runter) kippen kann. Der Taucher verhält sich unter Wasser also wie eine Wippe, und die sollte ausbalanciert sein.
so nicht: schlechter Trim
so nicht: schlechter Trim und Fahrradfahren...

Entscheidend für einen guten Trim ist die richtige Einstellung der Backplate. Wird die Bebänderung zu locker eingestellt, so liegt das komplette Gerät (BP, Flaschen, Blei, Automaten) zu tief, was die Wippe aus der Balance bringen kann. Man wird fußlastig und kommt außerdem nicht mehr an seine Ventile. Ist die Bebänderung zu stramm, ist es umgekehrt. Die Füße gehen hoch und man ist kopflastig. Viele bekämpfen die Kopflastigkeit mit Fußblei, was bei richtiger Einstellung des Harness aber meist nicht nötig wäre. Ein weiterer Vorteil ist es, möglichst wenig Gas im Trocki zu haben. Je mehr Gas sich im Anzug befindet, desto mehr kann es durch den Anzug wandern und den Trim verändern. Besonders beliebt ist das Gas in den Füßen ;-) Deshalb sollte nur mit dem Jacket/Wing tariert werden und nicht mit dem Anzug. Auch die richtige Flossentechnik ist zur Erlangung eines guten Trims wichtig. Mehr dazu unter Tarierung und Flossenschlagtechniken.

Trim ist, genauso wie die Tarierung, eine grundlegende Fähigkeit, die bei allen GUE Übungen gefordert wird. Beim Abtauchen, Auftauchen, bei Dekopstopps, Gasspende, V-Drill, Kommunikation sowie verschiedenen Flossenschlagtechniken und Übungen; immer bleibt man waagerecht und behält Trim und Tarierung.